“Blue has no dimension it is beyond dimensions.”
Yves Klein
Intensives Blau – das Markenzeichen von Yves Klein
Endlich war ich, nach der Corona-bedingten Schließung, mal wieder im Städel. Die Gegenwartskunst im unterirdischen Erweiterungsbau, den Gartenhallen, ist ganz neu gehängt worden. Ich stehe wieder vor dem faszinierenden Blau von Yves Klein. Und versinke! Das 60 Jahre alte, monochrome Kunstwerk Relief Éponge Bleu* des Avantgarde-Künstler Yves Klein saugt mich ein.
Yves Klein, der dunkelhaarige Sohn zweier Künstler, kam 1928 in Nizza zur Welt und begeisterte sich früh für die Farbe Blau. Er ließ sich seine spezielle Pigmentmischung, ein pudriges und intensiv leuchtendes Ultramarinblau, 1960 patentieren: I.K.B. – International Klein Bleu. Das Kunstwerk zeigt Naturschwämme die durchtränkt von diesem dunklen Blau auf der ebenso blauen Leinwand, ein Gefühl von Weite und Tiefe vermitteln. Eine Anekdote verdeutlicht Kleins Faszination für die Farbe Blau: als Jugendlicher beschloss er, dass der Himmel, von seinen Fingern eingerahmt „mein größtes und schönstes Monochrom„ sei.
Er provozierte außerdem mit weiteren verrückt anmutenden künstlerischen Ideen: er malte mit sogenannten lebenden Pinseln. In seinen Anthropometrien schmierten sich nackte Frauen mit seinem Blau ein und wälzten ihre Körper auf großen Papierbögen. Klein dirigierte in diesen Performances sowohl die Frauen als auch ein Orchester vor einem Publikum, das in Kostüm und Anzug brav auf seinen Stuhlreihen saß. Während eines anderen provokanten Auftritts, malte Klein mit einem Flammenwerfer auf speziellem Karton seine ‚Feuerbilder’.
Die Leere – le vide
Der nur 34 Jahre alt gewordene französische Künstler thematisierte in seinen Kunstwerken außerdem die Leere, das Immaterielle. Spektakulär sprang er aus dem Fenster eines Hauses im ersten Stock, quasi ins Leere und ließ sich dabei fotografieren. Freunde fingen ihn auf und er unternahm mehrere Versuche, bis ein gutes Foto gelungen war. Die Freunde wurden hinterher aus dem Foto retuschiert, ein Vorgang der in der damaligen Fotografie noch nicht selbstverständlich war. Es wirkte als könne Klein fliegen. Er verletzte sich dabei an der Schulter. Aufgrund seines schwarzen Gürtels beim Judo, einer damals noch exotisch wirkenden Sportart die er in Tokyo erlernt hatte, besaß er jedoch genügend sportliches Geschick für diese Akrobatik. Klein stellte in einer Pariser Galerie 1958 die Leere sogar aus, indem der gesamte Raum nichts enthielt, also wirklich leer war. Der Eintritt kostete 1500 Francs und die Ausstellung trug den Titel ‘le vide’ (die Leere). Ein Skandal, der viele Besucher der Galerie empörte, ihm aber eine Schlagzeile in der Zeitung einbrachte. Der Magier der Selbstinszenierung starb nach seinem 3. Herzinfarkt, nach einer viel zur kurzen Schaffensperiode von nur zehn Jahren, 1962 in Paris. Sein Kunstwerk mit den Schwammreliefs im Städel erinnert an diesen Ausnahmekünstler, dessen Markenzeichen die intensive blaue Farbe ist.*
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Intensives Blau – das Markenzeichen von Yves Klein – britta kadolsky